Neue Perspektiven für Villa Merkel und Bahnwärterhaus

Seit 2023 wurden zahlreiche Maßnahmen umgesetzt, um die Wahrnehmung der städtischen Galerie Villa Merkel zu verbessern und das gesamte Ensemble mit Bahnwärterhaus und Gärtnerhaus zu beleben. Die durchweg positive Zwischenbilanz: Die neuen Angebote werden gut angenommen, und die Esslinger Stadtgesellschaft profitiert von vielfältigen Beteiligungsmöglichkeiten.

Luftbild / Blick von oben auf eine kreuzförmige rote Rampe, die eine Treppe im Freien  überwindet
»Niederflureinstieg« heißt das Kunstwerk, das für einen barrierefreien Zugang zur Villa Merkel sorgt. © Frank Kleinbach

Neue Zugänge – in mehrfacher Hinsicht

Ein deutliches Highlight setzt seit dem letzten Sommer vor allem die farbenfroh neugestaltete Unterführung zwischen Fabrikstraße und Merkelpark. Hier hat das Stuttgarter Studio Vierkant eine einladende Verbindung zwischen der Stadt und der Villa Merkel geschaffen, die die Galerie neben neuen Bannern und Fahnen im Stadtbild sichtbarer macht. Ebenfalls neu ist der barrierefreie Zugang zum Erdgeschoss der Villa Merkel: Ein leuchtend rotes Kunstwerk des Kollektiv Plus X dient als Rampe und ermöglicht es Menschen mit Rollstuhl, Kinderwagen oder Rollator, das Ausstellungshaus zu besuchen. Auch in den digitalen Räumen hat die Villa Merkel ihre Präsenz weiter ausgebaut – so verzeichnet der Instagram-Kanal der Galerie mittlerweile 5000 Abonnent:innen, und durch kreative Online-Formate erreicht die Kunstvermittlung ein stetig wachsendes Publikum.

Gelände wird belebt

Auf der Südseite des Hauses hat sich unterhalb des Wintergartens die Sommergastronomie des fuenfbisneun als Treffpunkt etabliert, der Besuchende aus allen Generationen anzieht. Mit musikalischen und weiteren kulturellen Veranstaltungen wurde der Merkelpark in den letzten beiden Jahren mehr und mehr zu einem lebendigen Begegnungsort. Beispielsweise zog das kleine Festival „Ab in Onkel Oskars Garten“ insbesondere junge Menschen in den Park und in die Villa Merkel. „Die Außengastronomie sorgt ganz wesentlich für die Wahrnehmung der Villa Merkel in der Öffentlichkeit“, freut sich Kulturbürgermeister Yalcin Bayraktar. „Im Zusammenspiel mit den anderen Maßnahmen schafft sie eine Brücke ins Ausstellungshaus.“ Das fuenfbisneun wird voraussichtlich im Mai in die neue Saison starten. 

Neben inzwischen regelmäßig stattfindenden Workshops, Familienführungen im Park und sportlichen Formaten wie Yoga in der Galerie setzt das Team der Villa Merkel auch bei den kommenden Ausstellungen auf Interaktion, um Kunst in Bewegung zu bringen und greifbar zu machen. „Bildende Kunst hat einen Mehrwert für die Stadtgesellschaft, der dieser aber oft nicht bewusst ist“, sagt Sebastian Schmitt, der Leiter der Villa Merkel. „Um dies erfahrbarer zu machen, sind wesentliche Pfeiler unserer Arbeit die Vermittlung, die Teilhabe und das Erreichen neuer Zielgruppen.“ Einen inzwischen hervorragend etablierten Weg geht dabei der „Stadtacker für Vielfalt und Kunst“, in dem sich regelmäßig Menschen am Gärtnerhaus im Merkelpark treffen, um gemeinsam historische Gemüsesorten anzubauen, zu ernten und ihr Saatgut zu sichern. Los geht es wieder am 10. März und dann jeden Montag ab 18 Uhr. Im Fokus stehen dabei die künstlerische Praxis im Garten, traditionelle handwerkliche Techniken und ein achtsames und wertschätzendes Miteinander. Auch über dieses Angebot hat sich der Merkelpark in den vergangenen Jahren zu einem lebendigen und einladenden Ort für Kunst und Kultur entwickelt. 

Ideen fürs Bahnwärterhaus

Und was passiert mit dem Bahnwärterhaus? Das kleine Gebäude direkt neben der Villa Merkel wurde infolge einer Haushaltskonsolidierung einige Jahre lang nur eingeschränkt genutzt, soll aber nun als „Kreativ-Labor“ eine neue Bestimmung erhalten. Dafür wurden in einer umfangreichen Beteiligungsphase mit einer Online-Umfrage, vielen Gesprächen und offenen Workshops Bedarfe ermittelt. Das Ergebnis: Das Bahnwärterhaus soll als offene Plattform für kreative Projekte, Vereine und Kulturakteure dienen und als Begegnungsort generationenübergreifend genutzt werden. Die Stadtgesellschaft kann hier gemeinsam neue Ideen entwickeln, während Synergien mit der Villa Merkel und dem umliegenden Park entstehen. So wird das Bahnwärterhaus zu einem offenen und vielfältig nutzbaren Raum für Esslingens Stadtgesellschaft weiterentwickelt.

Starkes Interesse spürbar

„Die Ergebnisse des Beteiligungsprozesses zeigen ein starkes Interesse an der Nutzung des Bahnwärterhauses, insbesondere im ehrenamtlichen Kontext“, erzählt Yalcin Bayraktar. „Die Umfrage ergab vielseitige inhaltliche Interessen, darunter Workshops, kreative Handarbeit, Präsentationen, Bewegungsangebote, Kunst und offene Treffs. Zudem wurde ein Bedarf an regelmäßigen Treffpunkten für Vereine und Gruppen festgestellt.“ Diese Ergebnisse flossen in das Nutzungs- und Raumkonzept ein: Die Ehrenamtlichen und Vereine sollen die Räume einfach und digital reservieren können. Das Kulturamt erstellt dazu ein Leitbild, ein Betriebskonzept und regelt die Raumvergabe, während die einzelnen Kurse, Treffen oder Workshops von den anbietenden Personen oder Gruppen geplant und durchgeführt werden sollen. Die Angebote werden vom Kulturamt geprüft. Sie sollen auch online einsehbar sein und aktiv beworben werden.

Damit diese vielseitige und konstante Nutzung bald starten kann, laufen derzeit bereits bauliche Anpassungen. Für den zeitnahen provisorischen Betrieb wurden bereits Maßnahmen zum Brandschutz umgesetzt und erstes Inventar angeschafft. Darüber hinaus soll das Erdgeschoss über eine Rampe barrierefrei erschlossen werden und ein barrierearmes WC erhalten. Im Obergeschoss soll das WC erneuert und eine kleine Küche eingebaut werden. Ab 2026 sind weitere Optimierungen wie die Erneuerung der Beleuchtung und möglicherweise der Bau einer Terrasse und die Einrichtung einer Kreativwerkstatt geplant.

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(Erstellt am 27. Februar 2025)