Hoch hinaus bis über die Baumwipfel
In wenigen Minuten liegt einem die ganze Stadt Esslingen zu Füßen – und beim Blick nach unten von der Hubarbeitsbühne aus sollte man wirklich schwindelfrei sein.
Mit der neu angeschafften Hubarbeitsbühne, auch Hubsteiger genannt, geht es bis zu 30 Meter senkrecht in die Höhe. Und damit bis über die Wipfel vieler Bäume, die in der Stadt wachsen. „Wir kümmern uns um rund 23.500 Bäume innerhalb der städtischen Bebauung, also an Straßen, an Schulen, Kindertagesstätten und öffentlichen Gebäuden“, erklärt Julian Grob vom Grünflächenamt, das den Hubsteiger hauptsächlich nutzt.
„Knapp die Hälfte dieser Bäume sind zwischen zehn bis 30 Meter hoch und damit etwa 80 bis 100 Jahre alt.“ Diese gilt es regelmäßig zu pflegen, auf deren „Gesundheitszustand“, also beispielsweise auf Pilzbefall zu untersuchen, und gegebenenfalls abzusichern. Je nachdem, was zu tun ist, ist das Team auch mal zwei Tage an einem einzigen Baum beschäftigt. „Ein wichtiger Teil unserer Arbeit ist die Entfernung von sogenanntem Totholz, also abgestorbenen Ästen. Diese dürfen natürlich nicht herunterfallen“, erklärt Nico Schlüter. Er arbeitet seit gut einem Jahr beim Grünflächenamt und beantwortet die Frage, ob der Einsatz auf dem Hubsteiger Spaß mache, mit einem breiten Grinsen. Wird dann aber auch gleich wieder ernst: „Die Trockenheit, die wir seit Jahren erleben, setzt den Bäumen sehr zu, das merken wir in diesem Jahr extrem.“
Auch wenn man meinen könnte, dass dieser Sommer durchaus nass war, kämpfen die Bäume damit, dass es in den vergangenen zwei bis drei Jahren viel zu wenig Wasser gab. „Ein Baum kann anhaltende Trockenheit eine gewisse Zeit überbrücken und überleben, beginnt aber dann irgendwann, Äste abzustoßen. Die Folgen von Trockenheit zeigen sich also erst deutlich später“, erklärt Schlüter. Dass nun seit einigen Monaten die neue Hubarbeitsbühne zur Verfügung steht, erleichtere die Arbeit enorm, betonen Grob und Schlüter. Mit dem alten Fahrzeug ging es „nur“ 20 Meter in die Höhe. Gleichzeitig ist für die Arbeit auch das seitliche Ausfahren der Hubarbeitsbühne entscheidend. Denn fast 5.000 der 23.500 Bäume in der Stadt haben eine Kronenbreite von mehr als zehn Metern. Außerdem braucht der neue Hubsteiger eine geringere Aufstellfläche, also weniger Platz am Boden. „So kommen wir auch an engen Stellen und Wegen gut an die Bäume heran“, erklärt Julian Grob. Und: Die Hubarbeitsbühne kommt auch in anderen Bereichen zum Einsatz. Beispielsweise bei der Reparatur der hohen Salzsilos oder auch schon mal bei der Montage der Uhrenzeiger an der historischen Rathausuhr. Übrigens gibt es in Esslingen rund 200 Bäume, die deutlich höher gewachsen sind. Dafür mietet die Stadt dann eine Hubarbeitsbühne, die noch höher in den Himmel ragt.
Wie es sich anfühlt, in solch schwindelerregender Höhe zu arbeiten? „Wenn wir in den Bäumen arbeiten, merken wir das gar nicht so sehr. Beim Blick über die Wipfel oder in die Tiefe denke ich dann schon, ja, das ist echt hoch“, gibt Julian Grob mit einem Augenzwinkern zu. Das finden auch die vorbeigehenden Menschen, die gerne mal stehen bleiben und zuschauen. „Bei Kindern sind wir die Superhelden“, sagt Nico Schlüter. Vor allem dann, wenn wie vor Kurzem ein Fußball aus einer alten Kiefer in der Maille geholt wird. Das war wohl ein strammer Schuss, der auf 15 Metern Höhe im Geäst gelandet war.
Büro des Oberbürgermeisters