Gießkannen auf vier Rädern
Vormittags, strahlender Sonnenschein, mitten in Esslingen: Ein roter Traktor des Grünflächenamts rollt langsam von einem Baumbeet zum nächsten. Dort angekommen, fährt unter mechanischem Surren plötzlich eine Art Arm aus – und über dessen Schlauch plätschert Wasser auf die Pflanze.
„Mit dem sogenannten Gießarm, einem Aufsatz für unsere Fahrzeuge, kommen wir beim Bewässern unserer Bäume und Pflanzen viel effektiver und schneller voran“, erklärt Werkstattmeister Tayfun Catuk. Früher mussten die Mitarbeitenden aussteigen, den Schlauch ausrollen, gießen, den Schlauch wieder einrollen, einsteigen und weiterfahren. Dank des Gießarms funktioniert nun alles vom Fahrersitz aus. Per Knopfdruck kann der Gießarm positioniert und die Menge des Wassers gesteuert werden. „Das ist gerade beim Bewässern unserer Baumbeete ein echter Vorteil“, sagt Tayfun Catuk. Denn diese befinden sich oft am Straßenrand, wo die Mitarbeitenden nun nicht mehr neben fließendem Verkehr gießen müssen.
Komplettiert wird die „Gießfahrzeugfamilie“ von einem Geräteträger der Markt Holder, sozusagen dem kleinen Bruder. Während der Traktor mit Gießarm ganze 2.000 Liter Wasser fasst, trägt der Holder lediglich 1.000 Liter. Gefüllt werden die Tanks mit Wasser aus der Zisterne auf dem städtischen Bauhof, die mehrere hundert Kubikmeter groß ist und das Regenwasser von den Dächern ringsum einsammelt. Nach der Sanierung wird zudem das Rückspülwasser des Merkel’schen Schwimmbads verwendet. All dieses wird dringend gebraucht: Rund 200 bis 300 Liter Wasser erhält ein Baum pro Gießgang, wovon pro Jahr etwa zehn bis zwölf stattfinden. Hinzu kommen die vielen kleineren Pflanzgefäße in der Innenstadt, die vor allem der kleinere, wendige Holder ansteuert.
Und der Aufwand steigt stetig: „Früher mussten wir Jungbäume ungefähr drei Jahre lang gießen, bis sie sich selbst mit genügend Wasser und Nährstoffen versorgen konnten“, berichtet Matthias Scheider, kommissarischer Leiter des Grünflächenamts. „Heute sind es bereits zwischen vier und sechs Jahren – das hilft dabei, dass die Bäume möglichst tiefe Wurzeln ausbilden können, um sich langfristig selbst mit Wasser zu versorgen.“ Gleichzeitig pflanzt die Stadt jedes Jahr hunderte neue Bäume, um das Stadtgebiet bestmöglich an die Folgen des Klimawandels anzupassen. „Denn bereits ein einziger großer Baum kann seine Umgebung durch Schatten und Verdunstung um mehrere Grad abkühlen“, erklärt Scheider. Daher überlegen der Grünflächenamtsleiter und sein Team schon jetzt, weitere Gießarme anzuschaffen – und so wird die Familie der Esslinger Gießfahrzeuge in Zukunft noch weiter wachsen.
Büro des Oberbürgermeisters