Drei Stolpersteine gegen das Vergessen

Man kann nur erahnen, wie verzweifelt Meta Wolff und Joachim Gottschalk waren, als sie wegen des nationalsozialistischen Regimes nur noch Selbstmord als Ausweg für sich und ihr Kind sahen.

Die Stolpersteine für die Familie Gottschalk vor der WLB

Damit das Schicksal der Eheleute und ihres 8-jährigen Sohnes Michael nicht vergessen wird, hat der Verein Denk-Zeichen e. V. auf den Stufen vor dem Haupteingang der Württembergischen Landesbühne (WLB) im Beisein von Oberbürgermeister Matthias Klopfer drei Stolpersteine verlegt.

WLB-Intendant Marcus Grube betonte: „Das ist ein besonderer Moment, weil diese Stolpersteine uns vielleicht helfen im alltäglichen Trott – in Gedanken und in Wirklichkeit – etwas zu stolpern und innezuhalten.“ In der früheren Württembergischen Volksbühne spielten Meta Wolff und Joachim Gottschalk zwischen 1927 und 1929. Das Schauspielerpaar hatte sich dort kennengelernt und 1930 geheiratet. Meta stammte aus einer jüdischen Familie und war vor der Trauung zum evangelischen Glauben übergetreten, im Februar 1933 wurde der gemeinsame Sohn Michael geboren. Joachim Gottschalk stieg zu einem bekannten und beliebten Filmschauspieler in Deutschland auf. Den Nationalsozialisten war jedoch die jüdische Herkunft von Meta ein Dorn im Auge. Der Filmstar sollte sich scheiden und seine Familie im Stich lassen. Als er sich weigerte, drohte ihm das Regime, Meta und Michael nach Theresienstadt zu deportieren und sorgte dafür, dass er kaum noch Arbeit fand. Offenbar war der Druck schließlich so unerträglich, dass das Paar beschloss, sich gemeinsam mit ihrem Sohn mit Schlaftabletten und Gas das Leben zu nehmen. Am 6. November 1941 wurden sie in ihrer Berliner Wohnung tot aufgefunden. „Uns drei Menschen sollen sie nicht auseinanderreißen. Wenn Sie dies lesen, sind wir erlöst“, zitierte Reinhold Riedel von Denk-Zeichen e. V. aus einem Abschiedsbrief von Meta. Schauspieler Marcus Michalski trug vor, was Joachim Gottschalks Freund Gustav Knuth später über die Geschehnisse sagte: „Man darf diese Dinge nicht verschweigen, sonst denken die Nachkommen, es sei gar nicht so schlimm gewesen im Dritten Reich.“

Weitere Veranstaltungen

Am Mittwoch, 13. November, findet um 18 Uhr auf dem Hafenmarkt eine Gedenkfeier zur Erinnerung an die deportierten, jüdischen Bürgerinnen und Bürger aus Esslingen statt. Darin wird auch an das Schicksal von Familie Gottschalk erinnert. Zudem zeigt das Kommunale Kino am Sonntag, 1. Dezember, um 17 Uhr den Film „Ehe im Schatten“. Er basiert auf der Novelle „Es wird schon nicht so schlimm“ von Hans Schweikart, die auf der Geschichte von Meta, Joachim und Michael Gottschalk beruht.

Hintergrund der Stolpersteine

Um an die Menschen zu erinnern, die durch die Nationalsozialisten vertrieben und ermordet wurden, hat der Berliner Künstler Gunter Demnig 1996 die Kunstaktion „Stolpersteine“ ins Leben gerufen. Dafür setzt er Stolpersteine mit Namen, Geburtsdatum sowie Informationen zum Schicksal der Opfer in den Gehsteig ein. Der Verein Denk-Zeichen kümmert sich seit 2008 um die Verlegung von Stolpersteinen in und um Esslingen.  Mit den drei Stolpersteinen für Familie Gottschalk gibt es nun 70 in Esslingen, der 71. wird am Freitag, 15. November, um 11 Uhr in der Obertürkheimer Straße 64 für den Zwangsarbeiter Sachar Sossonov verlegt.

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(Erstellt am 06. November 2024)