Preis für Stadtgeschichtsforschung an Sabine Arend

Der Dr. Fritz-Landenberger-Preis für die Erforschung der Esslinger Stadtgeschichte wird im Jahr 2024 an Frau Dr. Sabine Arend verliehen für ihre Monographie „Konfessionelle Erziehung in einer evangelischen Reichsstadt. Quellen zur Bildungs-, Sozial- und Musikgeschichte des Esslinger Collegium Alumnorum 1598-1810“, die 2023 als Bd. 105 in der renommierten Reihe „Quellen und Forschungen zur Reformationsgeschichte“ erschienen ist.

Portrait einer Frau mit blondem Bob
Dr. Sabine Arend © Andreas Dafferner

Die öffentliche Preisverleihung findet am 4. November 2024 um 18 Uhr im Bürgersaal des Alten Rathauses in Esslingen statt. Die Laudatio auf die Preisträgerin hält Frau Prof. Dr. Dr. h.c. Irene Dingel, Senior-Forschungsprofessorin an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz und an der Mainzer Akademie der Wissenschaften und der Literatur. Die Veranstaltung wird von Lucia Dimmeler (Blockflöte), Sabine Brodbeck (Barockgeige) und Andreas Scheufler (Cembalo) mit Stücken des Barocks musikalisch gestaltet. Im Anschluss wird zu einem Sektempfang eingeladen. 

Seit 1982 vergibt die Dr. Fritz-Landenberger-Stiftung in unregelmäßigen Abständen den Dr. Fritz-Landenberger-Preis zur Förderung der Esslinger Stadtgeschichtsforschung. Dr. Sabine Arend ist die mittlerweile 15. Preisträgerin. Sie hat Mittlere und Neuere Geschichte, Kunstgeschichte und Europäische Anthropologie in Göttingen studiert. Seit 2002 ist sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin bei der Heidelberger Akademie der Wissenschaften beschäftigt, zunächst bis 2016 in der Arbeitsstelle „Evangelische Kirchenordnungen des 16. Jahrhunderts“, danach im Projekt „Theologenbriefe im Südwesten des Reichs in der Frühen Neuzeit (1550–1620)“. Seit beinahe 20 Jahren stehen auch Forschungen zur Esslinger Stadtgeschichte im Fokus ihres wissenschaftlichen Interesses, so im Kontext der Esslinger Kirchenordnungen des 16. Jahrhunderts, aber auch im Bereich der Bildungs- und Schulgeschichte.

Bereits 2007/08 hat Sabine Arend in den „Esslinger Studien“ einen ersten Aufsatz vorgelegt, in dem sie die außergewöhnlich dichte archivalische Überlieferung zur Geschichte des Esslinger „Collegium Alumnorum“ (Alumneums), in dem begabte Lateinschüler gefördert wurden, ausgewertet hat. Ihre jetzt prämierte Arbeit verbindet eine sorgfältige Edition der wichtigsten historischen Quellen zur Geschichte des Alumneums mit einer Analyse der vielfältigen Bedeutung einer Institution, die nicht nur die Kirchenmusik der Reichsstadt mehr als zwei Jahrhunderte lang prägte, sondern auch einen bedeutenden Beitrag zum evangelischen Selbstverständnis der Stadt leistete. Darüber hinaus wurde das Alumneum nach seiner Schließung 1810 zur ersten staatlichen Lehrerbildungsanstalt für das gesamte Königreich Württemberg umgeformt. Die Esslinger Institution ist somit auch die Keimzelle der seminaristischen Lehrerbildung in Württemberg.

Laudatorin Prof. Dr. Dr. h.c. Irene Dingel ist Herausgeberin der Reihe „Quellen und Forschungen zur Reformationsgeschichte“, in der die Arbeit von Sabine Arend erschienen ist. Prof. Dingel hat evangelische Theologie und Romanistik in Heidelberg und Paris studiert. Nach ihrer Promotion (1986) und Habilitation (1993) hatte sie zunächst eine Professur für Historische Theologie in Frankfurt/Main, anschließend (1998–2022) eine Professur für Kirchen- und Dogmengeschichte an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Mainz inne, wo sie zwischen 2005–2022 auch als Direktorin des IEG (Leibniz-Institut für Europäische Geschichte) fungierte. Zurzeit ist sie Senior-Forschungsprofessorin an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz und Mitglied der dortigen Akademie der Wissenschaften und der Literatur. Irene Dingels Forschungsgebiete sind u. a. die Reformation und das Zeitalter der Konfessionen sowie die Frühaufklärung. Unter ihren zahlreichen Ämtern und Funktionen sind ihre Mitgliedschaft im Wissenschaftsrat zu nennen sowie ihr Vorsitz bei der Wissenschaftlichen Kommission der Union der Deutschen Akademien der Wissenschaften. Neben anderen Auszeichnungen erhielt sie 2019 den Verdienstorden des Landes Rheinland-Pfalz und 2020 die Ehrendoktorwürde der Université de Strasbourg.

Die Dr. Fritz-Landenberger-Stiftung geht auf den ehemaligen Esslinger Oberbürgermeister und Augenarzt Fritz Landenberger (1892–1978) zurück, der nach Kriegsende 1945 entscheidend an den Verhandlungen zur friedlichen Übergabe Esslingens beteiligt war und aufgrund seiner unbestrittenen demokratischen Integrität zum Landrat (April 1945 bis Juni 1946) und später zum Oberbürgermeister ernannt und später gewählt wurde. Landenberger vermachte die Hälfte seines Vermögens der Stadt Esslingen, die 1980 die Gründung der „Dr. Fritz-Landenberger-Stiftung“ beschloss. Diese ist der „Förderung von wissenschaftlichen und künstlerischen Arbeiten auf dem Gebiet der Stadtgeschichtsforschung und Denkmalpflege“ verpflichtet.

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(Erstellt am 21. Oktober 2024)