Hochwacht-Stipendiat erforscht die Esslinger Bauhütte

Friedrich Becker heißt der neue Hochwacht-Stipendiat der Stadt Esslingen am Neckar und der Wüstenrot Stiftung. 

Junger Mann mit Bart blickt von der Burgstaffel der Esslinger Burg in die Ferne
Friedrich Becker © Kulturamt

 In den sechs Monaten seines Aufenthalts auf der Esslinger Burg möchte er sich einem neuen Projekt widmen, das zum Teil an die Forschungen seiner Dissertation anschließt: Der Untersuchung von Organisation, Einfluss und Bedeutung der Esslinger Bauhütte.

„Im späten Mittelalter gab es an vielen Orten sogenannte Bauhütten, die als lokale kirchliche oder städtische Organisationen für die Errichtung und Instandhaltung von bedeutenden Bauwerken zuständig waren“, erzählt Friedrich Becker. „Auch in Esslingen muss zumindest zeitweise eine solche Organisation vorhanden gewesen sein, die in ihrer baukünstlerischen Produktion den großen Hüttenstandorten in Straßburg und Ulm nahekam.“ Die herausragende Architektur der Frauenkirche und deren Bauleitung durch namhafte Werkmeister legt hiervon beredtes Zeugnis ab. Doch wie war die Esslinger Bauhütte organisiert? Welche Kompetenzen besaß sie im innerstädtischen Kontext? Welchen Einfluss besaß sie im direkten Umland der Reichsstadt oder im württembergischen Herrschaftsbereich? Und wie lässt sie sich im Zusammenspiel mit den großen Hütten des Heiligen Römischen Reiches charakterisieren? Diesen und weiteren Fragen will Friedrich Becker nachgehen und damit einen Beitrag leisten, um eine bestehende Lücke zu füllen und die spätgotische Baukultur im deutschen Südwesten näher zu ergründen.

Mit seinem Vorhaben überzeugte Friedrich Becker die Jury des Hochwacht-Stipendiums, die den Wissenschaftler während seines Aufenthalts auch mit fachlichem Rat unterstützen wird. Ausgelobt wird das Stipendium jedes Jahr durch das Esslinger Kulturamt gemeinsam mit der Wüstenrot Stiftung. Es richtet sich an den wissenschaftlichen Nachwuchs aus den Bereichen Architekturgeschichte, Denkmal- und Bauforschung, Kunstgeschichte, Stadtgeschichte, Mittelalterarchäologie, Restaurierung oder verwandten Forschungsgebieten und umfasst neben der freien Nutzung der Esslinger Hochwacht einen Unterhaltszuschuss von 1.500 Euro monatlich.

„Ich freue mich sehr darauf, konzentriert an dem neuen Projekt arbeiten zu können. Der Standort Esslingen bietet mir dabei die Möglichkeit, meine bisherigen Erkenntnisse und Vermutungen zu überprüfen und um neue Gesichtspunkte zu bereichern“, sagt der neue Stipendiat, der die Hochwacht im Mai bezogen hat. Friedrich Becker stammt aus Karlsruhe und lebt mit seiner Familie in der Nähe von Tauberbischofsheim. Seinem Bachelor- und Masterstudium der Kunstgeschichte am KIT folgte 2023 seine Promotion zum Thema „Studien zur Baukunst in der spätmittelalterlichen Markgrafschaft Baden (1450–1530)“ am Stuttgarter Institut für Architekturgeschichte. 

In Esslingen wird er durch das Landesamt für Denkmalpflege sowie durch die städtischen Einrichtungen, die für die (Bau-)Geschichte der Stadt zuständig sind, begleitet. Während der Laufzeit des Hochwacht-Stipendiums wird er in die Esslinger Kulturlandschaft eingebunden und erhält die Möglichkeit, den Fortschritt an seinem Projekt der Öffentlichkeit zu präsentieren. „Darauf bin ich gespannt“, so Friedrich Becker, „und natürlich freue ich mich sehr, in einem mittelalterlichen Gebäude mit toller Aussicht auf eine der schönsten Altstädte im ‚Ländle‘ wohnen zu dürfen!“

Stadt Esslingen am Neckar

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Das Hochwacht Stipendium wird gemeinsam mit der Wüstenrot Stiftung ausgelobt.

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