Rahmenkonzeption und Förderrichtlinien für Quartiersarbeit verabschiedet
Quartiersarbeit gibt es in Esslingen schon lange, nun hat die Stadtverwaltung eine Rahmenkonzeption dazu vorgestellt. Eine gute Gelegenheit für drei Fragen an Edda Leimbach von der Koordinierungsstelle für Quartiersarbeit der Stadt Esslingen.
Edda Leimbach ist in der Koordinierungsstelle für Quartiersarbeit bei der Stadt Esslingen tätig.
Wieso brauchen wir in der Stadt Esslingen Quartiersarbeit?
In dörflichen Strukturen war es zumindest früher so, dass die Bewohnerinnen und -bewohner einander oft seit Generationen kannten, vertrauten und gegenseitig halfen. Inzwischen hat sich Vieles verändert. Strukturen, die sich über lange Zeit entwickelt haben, bestehen nicht mehr. Unsere Gesellschaft ändert sich schnell, wird diverser, insbesondere Städte werden anonymer. Diese Entwicklung sehen wir natürlich auch bei uns in Esslingen. Viele Menschen haben kein funktionierendes soziales Netzwerk und manche fühlen sich abgehängt. Wir sehen zunehmende Chancenungleichheiten, unter anderem bei der Bildung, auch ein steigendes Armutsrisiko und Einsamkeit in allen Altersgruppen. Bei Interessen- und Meinungskonflikten liegt der Fokus oftmals darauf, was uns von den anderen unterscheidet und trennt. Es findet eine Polarisierung im gesellschaftlichen und politischen Leben statt, die sich gerade auch auf lokaler Ebene widerspiegelt. Hier setzt Quartiersarbeit an, um negativen Trends entgegenzuwirken. Es geht darum, Konflikte niederschwellig aufzufangen und dafür zu sorgen, dass alle Menschen gleichberechtigt teilhaben können. Quartiersarbeit möchte dazu beitragen, diese Kluft zwischen Menschen und verschiedenen Bevölkerungsgruppen zu überwinden. Die Quartiere und Stadtteile in Esslingen sollen lebenswerte Orte für alle Stadtteilbewohnerinnen und -bewohner sein, in denen sie sich zugehörig und sicher fühlen, sich beteiligen und einbringen können.
Was versteht man unter Quartiersarbeit?
Quartiersarbeit findet in bestimmten Stadtquartieren bis hin zu ganzen Stadtteilen statt. Sie richtet sich an sämtliche Menschen, die dort leben und tätig sind: Egal ob jung oder alt, neuzugezogen oder alteingesessen, ungeachtet von Geschlecht, Herkunft, Glauben, Bildung, Behinderung, Fähigkeiten, Einkommen oder anderen Merkmalen.
In Quartierszentren können wir Möglichkeiten schaffen, dass sich Menschen, gruppen- und generationenübergreifend begegnen, ohne Einschränkung auf eine bestimmte Zielgruppe. Wenn ich andere Menschen treffe, lerne ich auch ein wenig ihre Perspektive kennen und kann Gemeinsamkeiten entdecken. Das verbindet uns und es besteht die Möglichkeit, dass wir ein gewisses Verständnis und Respekt für unser Gegenüber aufbauen können. Die Menschen können Kontakte knüpfen, voneinander lernen, gemeinsam essen, spielen oder etwas gestalten. Nachbarschaftliche Unterstützung, freiwilliges Engagement und gemeinsame Aktivitäten können initiiert werden. All dies trägt zu einem guten Miteinander im Stadtteil bei. Diese Begegnungsräume zu schaffen, ist ein ganz wesentlicher Bestandteil der Quartierszentren. Beispiele dafür können Zentren für Gemeinwesenarbeit, Wohncafés, Nachbarschaftstreffs oder Bürgerhäuser sein.
Um die Identität eines Stadtteils zu stärken, arbeitet die Quartiersfachstelle – das sind die hauptamtlichen Ansprechpersonen in einem Quartierszentrum – mit vielen Akteuren zusammen, die sich dort bereits engagieren oder dies planen. Das sind beispielsweise Bürgerinnen und Bürger, der Bürgerausschuss, Kinder-, Jugend- und Senioreneinrichtungen, Vereine und auch die Stadtverwaltung.
Welche Ziele sind mit der Rahmenkonzeption Quartiersarbeit verbunden?
Quartiersarbeit wird in der Stadt Esslingen seit über zwanzig Jahren durch gewerbliche, freie, kirchliche und kommunale Träger angeboten. Mit dem gemeinsam entwickelten Rahmenkonzept ist nun erstmalig ein Arbeitswerkzeug für die Beteiligten entstanden. Es beinhaltet unter anderem eine klare Ausrichtung, was Quartiersarbeit bewirken will, welche Qualitätsstandards wir anstreben, um die Arbeit gut weiterzuentwickeln. Wichtig sind beispielsweise verbindliche Öffnungszeiten in einem Quartierszentrum und ein offenes Haus, in dem sich alle willkommen fühlen und angeregt werden, sich auch selbst einzubringen. Wichtig ist: Ein Quartierszentrum lebt vom Engagement der Menschen, die im Stadtteil wohnen. Es geht nicht darum, Angebote zur Unterhaltung vorzusetzen, sondern einen Ort zu schaffen, an dem Menschen sich zu Hause fühlen und mitgestalten können.
Der Sozialausschuss hat in seiner jüngsten Sitzung die Konzeption einhellig begrüßt und die Wichtigkeit der Quartiersarbeit betont. Zudem haben die Gemeinderätinnen und -räte den Förderrichtlinien einstimmig zugestimmt. Dies und auch die Einrichtung der Koordinierungsstelle machen deutlich, welchen hohen Stellenwert die Quartiersarbeit in Esslingen hat.
Weitere Informationen
Edda Leimbach in der Koordinierungsstelle Quartiersarbeit ist Ansprechpartnerin für die hauptamtlichen Ansprechpersonen der Quartierszentren. Fragen, die Angebote in einem bestimmten Quartierszentrum betreffen, beantworten die dortigen Ansprechpersonen.
Informationen zur Quartiersarbeit, Links und Ansprechpersonen zu den Quartierszentren in Esslingen sowie die Rahmenkonzeption zum Download sind unter dem folgenden Link zusammengestellt.
Büro des Oberbürgermeisters