Es kommt auf die richtige Haltung an
Im Interview spricht Kita-Leiterin Evi Tsakiridou darüber, was ihren Beruf besonders macht und was es heißt, dass die Kita Uhlandstraße ein offenes Haus ist.
In der Städtischen Kindertageseinrichtung Uhlandstraße im Stadtteil Pliensauvorstadt, die Evi Tsakiridou leitet, werden zurzeit etwas mehr als 50 Kinder im Alter von 1 bis 6 Jahren von 14 Mitarbeitenden betreut.
Wie lange sind Sie schon als Erzieherin tätig?
Seit rund elf Jahren. Die Leitung der Kita Uhlandstraße habe ich im März 2023 übernommen, erst kommissarisch und seit September offiziell.
Was macht Ihnen an dem Beruf Spaß?
Dazu würde ich ganz pauschal sagen: Es ist der dankbarste Beruf, den ich mir vorstellen kann. Kinder zeigen einem auf so vielen Wegen ihre Dankbarkeit – durch das, was sie äußern oder die Entwicklungsschritte, die sie machen. Eltern vertrauen uns ihre Kleinen an und es ist schön zu erleben, wenn auch sie zufrieden sind.
Wie läuft ein Tag üblicherweise ab?
Wir öffnen um 7:30 Uhr, der große Ansturm kommt aber meist um acht, halb neun. Morgens ist erstmal das Ankommen wichtig, die Kinder brauchen Zeit, sich zu finden, daher ist das Freispiel so wichtig. Je nach Wochentag machen wir eine Aktion, zum Beispiel einen Singkreis oder einen Ausflug. Außerdem gibt es dienstags und donnerstags ein Treffen in altershomogenen Gruppen. Das ist wichtig bei einem offenen Haus wie unserem, damit wir die Kinder und ihre Entwicklung richtig beobachten können. Montags machen wir immer unsere Kinderkonferenz, darin lernen die Kinder ganz praktisch und kindgerecht etwas über Teilhabe in der Gesellschaft. Sie erleben in den „Sitzungen“, dass sie eine Stimme haben und gehört werden.
Nach dem Mittagessen ist erst mal eine Ruhephase. Um 13:30 Uhr gehen die ersten Kinder, die in der verlängerten Öffnungszeit betreut werden. Nachmittags gibt es weitere Zeit zum Spielen, gerne auch draußen im Garten. Um 16 Uhr endet die Ganztagsbetreuung.
Wie gehen Sie damit um, wenn Kinder kein Deutsch sprechen?
Für mein Team und mich ist das eine Frage der Haltung. Wir empfinden das Zusammenleben der unterschiedlichen Menschen hier im Viertel als Bereicherung und heißen alle Kinder und ihre Familien gleichermaßen willkommen. Wenn Kinder zu uns kommen, die eine andere Muttersprache haben und noch kein Deutsch können, ist das für uns kein Problem. Wir behelfen uns dann mit zeigen und visualisieren. Das klappt sehr gut und nach einiger Zeit können die Kinder schon ein paar Wörter Deutsch. Außerdem passiert ganz viel durch das Gruppengeschehen. Die Kinder kümmert es nicht, wo jemand herkommt, sie lernen sich hier kennen, spielen zusammen und gehen ganz selbstverständlich miteinander um.
Gibt es konkrete Erfolgsgeschichten, von denen sie berichten können?
Ein Junge, knapp viereinhalb Jahre alt, hat im letzten halben Jahr durch unsere Förderung und Zuwendung große Entwicklungsschritte gemacht. Als er zu uns kam, hat er kaum deutsch gesprochen und nun kann er die komplexe Bilderbuchgeschichte des Grüffelo nacherzählen. Er ist immer ganz aus dem Häuschen, wenn er darüber spricht. Das sind Momente, in denen das gesamte Team ein breites Grinsen im Gesicht hat. Und die Eltern freuen sich natürlich auch.
Nach welchem Konzept arbeitet die Kita?
Wir arbeiten nach dem offenen Konzept und nicht in festen Gruppen. So mischen sich die Kinder nach Lust und Laune, Freundschaften entstehen so auf ganz natürliche Weise. Die sechs Bildungs- und Entwicklungsbereiche Körper, Sinne, Sprache, Denken, Gefühl und Mitgefühl sowie Sinn, Werte und Religion aus dem Orientierungsplan für Kitas setzen wir in unterschiedlichen Räumen um. Wir haben eine Werkstatt, in der etwas gebaut werden kann oder ein Atelier, in dem die Kinder basteln und malen können. Es gibt Räumlichkeiten mit Büchern oder für Rollenspiel und Verkleiden und vieles mehr. In den Räumen ist immer eine Fachkraft, an die sich die Kinder wenden können und die auch Aktivitäten anregt. Wir fördern es, dass die Kinder spüren und selbst entscheiden, was sie am liebsten tun möchten. Nur die unter Dreijährigen laufen nicht einfach im offenen Alltagsleben mit. Sie haben ihren eigenen Bereich und lediglich bestimmte Berührungspunkte mit den größeren Kindern. Die Arbeit im offenen Konzept ist ein Mittel, um Kindern den Weg in die Gesellschaft zu ebnen. Egal, ob es sich um Kinder mit deutscher oder einer anderen Muttersprache oder solche mit besonderen Bedürfnissen handelt. Alle haben das gleiche Recht, an den Angeboten im offenen Geschehen teilzunehmen und nutzen sie so, wie sie es brauchen.
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