Sanierung denkmalgeschützter Gebäude

Philipp Kopper, Städtische Gebäude Esslingen (SGE), über die Herausforderungen und das Vorgehen bei solchen Projekten.

Philipp Kopper auf der Baustelle im Schulgebäude Blumenstraße 31

Philipp Kopper (SGE) auf der Baustelle im Schulgebäude Blumenstraße 31

Im Mai wurde die sanierte Katharinenschule eingeweiht, zurzeit wird das Schulgebäude in der Blumenstraße 31 renoviert. Bei einem Gespräch auf der Baustelle berichtet Philipp Kopper, Sachgebietsleiter Neubauten und Generalsanierungen der Städtischen Gebäude Esslingen (SGE), mit welchen Herausforderungen er und sein Team es bei der Sanierung von denkmalgeschützten Gebäuden zu tun haben.

Wie geht man an eine solche Sanierung heran?

Es beginnt mit der Grundlagenermittlung: Wie soll das Gebäude genutzt werden? Welche Anforderungen gibt es? Bei einem Schulgebäude stehen beispielsweise Schulart, Schülerzahlen und pädagogisches Konzept im Vordergrund.

Bei denkmalgeschützten Gebäuden wird außerdem überprüft und mit den Behörden abgestimmt, was erhalten werden muss. Oft stellt sich dann die Frage, ob man Gebäudestrukturen oder Bauteile technisch auch erhalten kann - und mit welchem Aufwand.

Wie kommt man an historisches Baumaterial oder wie wird es ersetzt?

Historisches Baumaterial können wir für die Konstruktion des Gebäudes nur bedingt ersetzen oder neu einbauen. Wir müssen in erster Linie geprüfte und zugelassene Baustoffe verwenden. Schadstoffe werden grundsätzlich fachgerecht ausgebaut und entsorgt. Hier sticht der Sicherheits- und Gesundheitsschutz den Denkmalschutz. Es gibt auch moderne Baustoffe im historischen Look, zum Beispiel Dachziegel oder Fliesen. Bei Fenstern setzen wir neue mit modernem Glas ein. Sie werden durch Sprossen und Farbe an das historische Vorbild angepasst.

Wie bringt man ein altes Gebäude mit moderner Technik zusammen?

Das ist recht schwierig, da moderne Haustechnik Platz benötigt, der ursprünglich nicht vorgesehen war. Für die Leitungsführung können wir manchmal die vorhandenen Schächte oder Steigetrassen im Gebäude verwenden. Oft müssen aber für die Elektroleitungen - auch aus Brandschutzgründen - neue, denkmalverträgliche Wege gesucht werden. Insbesondere für die moderne Medienausstattung der Schulgebäude muss ja die Infrastruktur vorgesehen werden. Für die Barrierefreiheit braucht es einen Aufzug. Der Einbau des entsprechenden Schachts muss gut geplant werden, da es ein aufwendiger Eingriff in die Gebäudekonstruktion ist.

Was war bisher die größte Herausforderung?

Manchmal liegen keine belastbaren Pläne vor. Im Gebäude Blumenstraße 31 haben wir unter dem Untergeschoss Lüftungskanäle gefunden, die nirgends eingezeichnet waren. Teils wurde bei Umbauten voriger Generationen unsachgemäß in das Denkmal eingegriffen und nichts dokumentiert. Wir versuchen dann - soweit möglich - die Originalkonstruktionen wiederherzustellen.

Lohnen sich Altbausanierungen trotz der vielen Herausforderungen?

Auf jeden Fall! Da der Rohbau entfällt, haben wir eine viel kürzere Bauzeit. Ganz wichtig ist auch der Nachhaltigkeitsaspekt, wenn wir eine funktionierende Substanz erhalten. Es spart zudem sehr viel Energie ein, wenn ein Gebäude nicht neu gebaut werden muss. Und die großzügigen Grundrisse der gründerzeitlichen Gebäude verdienen eine Würdigung.
 

Bauen Sie lieber alte Gebäude um oder ganz neue?

Hier haben wir keine Präferenz, beides ist spannend. Bei neuen Gebäuden sind wir in der Gestaltung frei, allerdings ist die Projektvorbereitung aufwendiger. Eventuell müssen erst Grundstücke gefunden werden oder zu vorhandenen Flächen Machbarkeitsstudien durchgeführt werden. Beim Neubau ist grundsätzlich von einer längeren Bauzeit auszugehen, möglicherweise auch von komplexeren Genehmigungsverfahren.

Bei historischen Gebäuden kann viel Unvorhergesehenes in der Planung und Ausführung auf uns zukommen, daher sind sie schwieriger zu kalkulieren. Wir bauen im Grunde jedes Mal einen Prototyp. Der Vorteil ist meist eine kürzere Bauzeit und natürlich die fortgeführte Nutzung, gerade bei Schulgebäuden. Insbesondere gründerzeitliche Gebäude lassen sich energetisch ordentlich sanieren. 

Welche kuriosen Dinge sind Ihnen schon untergekommen?

Baukonstruktionen, die nicht in den Plänen verzeichnet sind, wie beispielsweise die erwähnten Lüftungskanäle in der Blumenstraße. Da staunt man dann schon, wenn plötzlich weitere Räume auftauchen. Manchmal finden wir auch alte Zeitungen, Schuhe oder sonstige historische Fundstücke. Wir haben sogar schon alte Munition entdeckt. 

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