Oberleitungsausbau in vier Stufen
Das Esslinger Oberleitungsnetz des Buslinienverkehrs wird von Herbst 2023 an für 100 Prozent Elektromobilität ausgebaut.
Bereits im Juli 2020 hatte der Esslinger Gemeinderat den Städtischen Verkehrsbetrieb Esslingen (SVE) mit dem ambitionierten Ziel beauftragt, den gesamten Esslinger Linienverkehr auf 100 Prozent Elektromobilität umzustellen. „Das ist ein äußerst wichtiges Signal und ein großer Schritt zur Stärkung der klimafreundlichen Mobilität. So können wir unsere CO2-Emissionen konsequent und schnell senken, um in Esslingen bis zum Jahr 2040 Klimaneutralität zu erreichen“, betont Oberbürgermeister Matthias Klopfer. Erster Bürgermeister Ingo Rust führt weiter aus: „Dadurch avanciert Esslingen zur ersten deutschen Stadt, die ihren öffentlichen Nahverkehr vollständig elektrisch betreibt.“
In enger Kooperation mit der Hochschule Esslingen ermittelten Stadt und SVE die optimalen Streckenführungen für die neu zu errichtende Oberleitungsinfrastruktur. Derzeit erstreckt sich das Oberleitungsnetz in Esslingen über 29 Kilometer. Durch eine Erweiterung um nur etwa fünf Kilometer wird es bald möglich sein, sämtlichen städtischen Linienverkehr mit Batterieoberleitungsbussen zu bedienen.
Stufenweiser Ausbau und Neuerungen
Das Ausbauprojekt umfasst primär die Anschaffung neuer Oberleitungsbusse mit Batterie, den Ausbau der Oberleitungsinfrastruktur, die Installation von Ladeeinrichtungen auf den Betriebshöfen sowie Anpassungen der Werkstattinfrastruktur. Die ersten Ausbauschritte sind wie folgt geplant:
- Pliensauvorstadt: Stuttgarter Straße, Eberhard-Bauer-Straße, Weilstraße, Oberleitung in stadtauswärtiger Richtung
- Zollberg: Gemarkungsgrenze Nellingen ab Haltestelle Nellinger Linde über Zollbergstraße bis Jusiweg – Oberleitung in stadteinwärtiger Richtung
- Esslinger Norden: ab Neckar Forum über Mülbergerstraße, Wielandstraße, Rotenackerstraße bis Haltestelle Eugen-Bolz-Straße – Oberleitung in stadtauswärtiger Richtung inklusive Gleichrichterunterwerk
- Altstadtring: von der Maille-Kreuzung über Kiesstraße, Grabbrunnenstraße, Ebershaldenstraße, Augustinerstraße, Berliner Straße bis Schelztor – Oberleitung in beide Fahrtrichtungen
Zusätzlich zur Oberleitungsinfrastruktur werden die Betriebshöfe mit Ladeeinrichtungen ausgestattet, um die Batterieoberleitungsbusse über Nacht aufladen zu können. Der Betriebshof Heilbronner Straße verfügt bereits über eine Ladeinfrastruktur, die an die neuen Anforderungen angepasst wird. Der Betriebshof Wäldenbronn an der Stettener Straße erhält eine neue Ladeinfrastruktur sowie ein mobiles Unterwerk zur Energieversorgung.
Im Zeitraum bis Mitte 2025 plant die Stadt die Beschaffung und Inbetriebnahme von insgesamt 46 Batterieoberleitungsbussen. Diese moderne Flotte setzt sich aus 34 Gelenkbussen (18 m) sowie 12 Standardbussen (12 m) zusammen.
Innovative Technologie und umweltfreundliche Maßnahmen
Die Funktionsweise der Batterieoberleitungsbusse basiert auf einer Kombination aus Oberleitung und Batteriespeicher. Johannes Müller, Technischer Werkleiter des SVE, erklärt: "Die Busse nutzen Strom von der Oberleitung für den Antrieb und die Batterieladung. Bei Strecken ohne Oberleitung wird die Batterie verwendet, die übrigens auch durch Bremsenergie bergab aufgeladen wird."
Die Busse werden von der Tochtergesellschaft "grün ES" der Stadtwerke Esslingen (SWE) mit ausschließlich grünem Strom versorgt, wodurch der öffentliche Nahverkehr in Esslingen ab 2025 CO2-neutral betrieben wird. Die ökologische Bilanz des Projekts zeigt, dass mit dem Ausbau auf 100 Prozent Linienbetrieb mit Batterieoberleitungsbussen jährlich drei Millionen Kilometer elektrisch zurückgelegt werden.
Bundesförderung für die Verkehrswende
„Für die Realisierung dieses Vorhabens haben wir eine Förderung vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr in Höhe von 27,4 Millionen Euro erhalten. Damit zählt Esslingen zu den ersten zehn ausgewählten Kommunen und Verkehrsbetrieben deutschlandweit, die Fördermittel aus dem Programm für alternative Antriebe im Personenverkehr erhalten“, erläutert Erster Bürgermeister Ingo Rust. Neben Esslingen wurden auch Städte wie Hamburg, Bremen, Köln, Berlin und München gefördert. Auch Esslingens Oberbürgermeister Matthias Klopfer begrüßte die finanzielle Unterstützung des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr als wesentlichen Beitrag zur Verkehrswende: "Nur mit einer kräftigen Unterstützung des Bundes kann die Mammutaufgabe Verkehrswende in Deutschland gelingen."
Stadt Esslingen am Neckar