Wasserhaus: Sanierung schreitet voran
Seit vergangenem Jahr erneuert die Stadt Esslingen das historische Bauwerk über dem Hammerkanal. Bis zur geplanten Fertigstellung im Mai stehen noch einige Arbeiten aus.

Ein Jahrhunderte altes Bauwerk wieder fit für die Zukunft machen: Genau daran arbeitet die Stadt Esslingen seit vergangenen Sommer am Wasserhaus, das als Fußgängerbrücke über den Hammerkanal dient. „Mit der aktuellen Sanierung wollen wir die Stand- und Verkehrssicherheit der genau 200 Jahre alten Brücke verbessern und das denkmalgeschützte Wahrzeichen dauerhaft erhalten“, erklärt Projektleiter Thomas Blind vom Tiefbauamt.
Bereits seit mehreren Monaten ist die Fußgängerbrücke dazu vollständig eingerüstet, direkt nebenan hievt ein großer Kran die benötigten Bauteile direkt auf das Bauwerk. Daher werden Fußgängerinnen und Fußgänger derzeit über die nahe gelegene Pulverwiesenbrücke über den Hammerkanal geführt. „Voraussichtlich im Mai können wir die Sanierung abschließen und die Brücke wieder für die Bürgerinnen und Bürger freigeben“, blickt Thomas Blind voraus.
Komplex und historisch zugleich
Gearbeitet wird am Wasserhaus bis dahin sozusagen von Kopf bis Fuß: Vom Dach bis hinunter zu den steinernen Stützen der Brücke wird das Bauwerk erneuert - immer unter Berücksichtigung des Denkmalschutzes. Das Dach etwa wurde seit dem Bau der Brücke nicht erneuert. Daher wurden die historischen Dachschindeln noch an Ort und Stelle von Moos befreit, vom Dach entfernt und gründlich gereinigt. Parallel wurden morsche Balken der Dachkonstruktion durch neue ersetzt.
Noch intakte Tonschindeln wurden anschließend wieder eingebaut und teilweise durch neu gebrannte ergänzt. „Von den historischen Schindeln konnten wir rund 30 Prozent nicht weiterverwenden“, sagt der Projektleiter. „Daher wechseln sich alte und neue Dachschindeln auf dem Bauwerk ab, die in den ersten Wochen noch recht unterschiedlich aussehen werden.“
Spuren aus der Vergangenheit
Nicht minder aufwendig war die Erneuerung der Holzkonstruktion, aus der die Brücke besteht. Teile der tragenden Balken waren jahrzehntelang der Feuchtigkeit ausgesetzt, was diesen sichtbar zugesetzt hat. Zudem hat sich das Bauwerk über die Jahrhunderte bewegt und an manchen Stellen verformt. Daher wurden die entstandenen Fugen mit Holz verbunden, um keine weitere Angriffsfläche für Feuchte zu bieten. Und die Balken, die an manchen Stellen morsch und beschädigt sind, wurden Stück für Stück durch neue ersetzt.
Erstaunlich: Bei der Sanierung der Holzkonstruktion fanden die Expertinnen und Experten sogenannte „Floßaugen“. Diese Löcher im Holz zeigen, dass die Stämme damals mit Weiden zu einem Floß zusammengebunden und aus dem Schwarzwald über den Neckar nach Esslingen transportiert wurden. Zu guter Letzt werden auch die Gefache zwischen den Holzbalken sowie der dazugehörige Putz erneuert und weiß gestrichen.
Letzte Arbeiten stehen aus
Bis die Brücke voraussichtlich im Mai wieder geöffnet werden kann, stehen jedoch noch einige Arbeiten an: Sobald das Wetter mild genug ist, beginnen die Steinmetzarbeiten an den Stützen des Bauwerks. Dort werden per Kran neue Sandsteine eingesetzt, die etwas anders platziert werden. So soll das Bauwerk künftig vor Feuchteschäden bewahrt werden.
Außerdem wird am Wasserhaus eine ganz neue Elektronik installiert. Diese ist unter anderem für einen neuen Handlauf entlang des Geländers notwendig, der künftig beleuchtet sein wird. „So erhöhen wir in der Dämmerung oder im Winter nicht nur die Verkehrssicherheit, sondern können das Wasserhaus auch ein Stück weit in Szene setzen“, erklärt Projektleiter Thomas Blind. Passend dazu werden auch die Fensterläden, die die Rückseite des Wehrs in Richtung Innenstadt schmücken, generalüberholt.
Zur Historie
Errichtet wurde das Wasserhaus 1824 nach dem großen Hochwasser, um die Innenstadt vor weiteren Überschwemmungen zu schützen. Die sechs Fallen können den Zulauf zu den innerstädtischen Kanallandschaft regulieren und sind noch heute im Einsatz. Es handelt sich damit also nicht um eine Brücke im klassischen Sinne, sondern um eine Hochwasserschutzanlage, daher auch der Name "Wasserhaus".
Am Schelztorturm, rechts neben dem Verkaufsfenster, befindet sich noch eine alte Steintafel, auf der der Wasserstand vom Hochwasser 1824 verzeichnet ist.
Büro des Oberbürgermeisters