„Pädagogik Plus“ an der Katharinenschule

Wenn sie Philipp Pfeiffer in der Katharinenschule entdecken, sind manche Kinder kaum noch zu bremsen. Obwohl heutzutage vielen das Stillsitzen schwerfällt, ist die japanische Kunst des Faltens Origami mit dem Kunsttherapeuten besonders beliebt.

Kinder beim Origami an der Katharinenschule

Eine Lieblingsbeschäftigung der Kinder: Origami bei Philipp Pfeiffer

„Wann kommt Herr Pfeiffer wieder?“ wird Claudia Bohnenstengel, die die Freizeitpädagogik an der Katharinenschule leitet, häufig gefragt. Manchmal muss sie die Schülerinnen und Schüler vertrösten, denn „Pädagogik Plus“-Mitarbeiter Philipp Pfeiffer ist nur an zwei Nachmittagen im Rahmen der Freizeitpädagogik vor Ort, an zwei weiteren ist er an der Seewiesenschule beschäftigt. Der Kunsttherapeut hat zwar auch Malen, Werken mit Ton oder Arbeiten mit Fundstücken aus der Natur im Angebot, Origami steht allerdings besonders hoch im Kurs. Und das, obwohl es viel Geduld und genaues Arbeiten erfordert. So entstehen aus Faltpapier unter anderem Spinnen, Elefanten oder sogar Armbanduhren.

Origami an der Katharinenschule

Die Kinder meistern sogar komplizierte Faltanleitungen.

Förderung von Sprache und Sozialkompetenz

Aufgrund der Fluchtbewegungen im Jahr 2015 wurde „Pädagogik Plus“ im Oktober 2017 gestartet, um geflüchtete Kinder beim Erwerb der deutschen Sprache und bei der Integration in ihr neues Umfeld zu unterstützen. Heutzutage finden sich Schwierigkeiten im sprachlichen Bereich jedoch in allen Schichten und Kulturkreisen. Die Ursachen dafür liegen beispielsweise in erhöhtem Medienkonsum, während gleichzeitig die persönliche Ansprache fehlt. Dies führt auch zu Problemen beim Sozialverhalten: Viele Kinder haben eine niedrige Frustrationstoleranz und reagieren dann aggressiv.

„In jeder Klasse gibt es mindestens ein Kind mit einem erhöhten Betreuungs- und Förderungsbedarf“, betont Claudia Bohnenstengel. „Es geht dabei nicht nur um sprachliche Defizite, sondern besonders auch um Probleme im Sozialverhalten. Immer mehr Kinder benötigen hierbei besondere Aufmerksamkeit und Unterstützung.“ Hier kommt „Pädagogik Plus“ ins Spiel.

Ergänzung zur Freizeitpädagogik

In der üblichen Gruppenstärke von etwa 25 Kindern ist es für das Freizeitpädagogik-Team nicht immer möglich auf jedes einzelne Kind einzugehen. Deshalb dient „Pädagogik Plus“ als Ergänzung, um sich intensiver um Kinder zu kümmern, die gerade mehr Zuwendung brauchen.  „Für die Kinder ist es sehr bedeutsam, dass ihnen ein Erwachsener in einer kleinen Gruppe Aufmerksamkeit schenkt“, bekräftigt Claudia Bohnenstengel. „Manche Kinder sind sehr schüchtern und gehen in großen Gruppen schnell unter. Hier erleben sie, dass sie mit ihren Bedürfnissen gesehen werden.“
In der Kleingruppe lernen die Kinder sich zu konzentrieren, sich gegenseitig zu helfen oder sich Hilfe zu holen, wenn sie nicht weiterkommen. „Da geht mir schon das Herz auf, wenn ein Viertklässler, der sich häufig aggressiv verhält, einem Mädchen aus der ersten Klasse zeigt, wie man ein Häschen faltet“, erzählt Philipp Pfeiffer. Sehr wichtig ist für die Schülerinnen und Schüler auch das Erfolgserlebnis, wenn sie eine Faltanleitung gemeistert haben und ihr Werk anderen stolz zeigen können.

Damit die Teilnahme an „Pädagogik Plus“ nicht zum Stigma wird, werden die Gruppen oft gemischt und es sind auch Kinder dabei, bei denen es gut läuft. „Sie können dann als Vorbild fungieren“, erklärt Philipp Pfeiffer. „Andere Kinder können sich in solchen Gruppen etwas abschauen, wie sie mit Stress oder Frust auch umgehen könnten.“

Beziehungsaufbau ist sehr wichtig

Ursprünglich war geplant, dass die „Pädagogik Plus“-Mitarbeitenden alle sechs Monate die Schule wechseln. Während Corona wurde der Personalwechsel ausgesetzt, dies hat sich bewährt und wurde beibehalten. Philipp Pfeiffer, ist seit dem Start von „Pädagogik Plus“ im Jahr 2017 dabei und seit drei Jahren an der Katharinenschule tätig. „Der Beziehungsaufbau ist sehr wichtig. Insbesondere Kinder mit Fluchterfahrung brauchen einen Anker, etwas an dem sie sich festhalten können“, weiß Philipp Pfeiffer. Hintergrund der geplanten Wechsel war, dass alle Schulen in den Genuss von „Pädagogik Plus“ kommen. Seit das „Pädagogik Plus“-Team auf vier Mitarbeitende mit einem Stellenanteil von jeweils 40 Prozent reduziert wurde, findet das Angebot nun ausschließlich an den Ganztagsschulen und großen Standorten statt: Herderschule, Katharinenschule, Pliensauschule, Seewiesenschule, Waisenhofschule sowie an den Grundschulen Mettingen und Zell.

Die finanzielle Förderung von „Pädagogik Plus“ ist bisher lediglich bis Ende 2025 gesichert. „Da ab 2026 der Rechtsanspruch für die Ganztagsbetreuung in Grundschulen kommt, hoffen wir, dass das Angebot auch über die Projektlaufzeit hinaus weitergeführt werden kann“, bekräftigt Gabriele Schäfer, die beim Amt für Bildung, Erziehung und Betreuung für die Fachberatung Grundschulbetreuung und Freizeitpädagogik zuständig ist.

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(Erstellt am 01. April 2025)