Historischer Schatz wird fit gemacht

Unterhalb des Marktplatzes verläuft der Geiselbachkanal, dessen Ursprung im Mittelalter liegt. Im kommenden Jahr wird dieses Bauwerk saniert.

Blick in den historischen Geiselbachkanal

Wer seit einiger Zeit beim Gang über den Marktplatz auf den Boden blickt, entdeckt dort schmale, gelbe Linien auf dem Asphalt. Diese kennzeichnen nicht etwa Standflächen für den Wochenmarkt oder den Weihnachtsmarkt - sondern spiegeln den unterirdischen Verlauf des historischen Geiselbachkanals wider. Der mehrere hundert Jahre alte, inzwischen denkmalgeschützte Kanal verläuft von der Augustinerbrücke unter dem Kielmeyerhaus und quer unter dem Marktplatz hinweg schließlich in Richtung Agnespromenade.

Im Mittelalter aus Sandstein errichtet, ist der Geiselbachkanal unterhalb des Marktplatzes ein eindrucksvolles, durchweg begehbares Gewölbe. Über mehrere Einstiege rund um den Marktplatz gelangt man mehrere Meter in die Tiefe. Dort fließt in der Mitte auf einem - mittlerweile betonierten - Bett der Kanal dahin. „Üblicherweise liegt die Wasserhöhe nur bei wenigen Zentimetern“, erläutert Daniel Weiss von der Kanalabteilung des städtischen Tiefbauamts. „Doch wenn es in Esslingen regnet und die gesamten Regenfälle aus Stadtteilen wie Rüdern oder Krummenacker über den Geiselbachkanal abfließen, rauscht es hier gewaltig.“

Lebendige Geschichte

Beim Gang durch das Kanalgewölbe zeigen sich ununterbrochen Spuren aus der Vergangenheit: Auf der einen Seite etwa formt sich durch die Anordnung der Steine im Mauerwerk eine Rampe, die sanft in Richtung Kanal abfällt. „Es wird vermutet, dass dort früher Fuhrwerke bis an den Kanal gefahren wurden, um Reste oder Abfälle hineinzukippen“, berichtet Daniel Weiss.

Und bereits wenige Meter weiter wird ein Teil der hellen Sandsteine plötzlich dunkler, fast schwarz gefärbt. „Diese Färbung stammt höchstwahrscheinlich von einem großen Brand im damaligen Katharinenhospital“, berichtet Daniel Weiss aus der bauhistorischen Untersuchung. Das Hospital stand einst auf der Fläche des heutigen Marktplatzes - und für das Jahr 1484 ist für dieses tatsächlich ein Großbrand verzeichnet.

Erneuerung notwendig

Doch so geschichtsträchtig jeder Meter im historischen Gewölbe auch ist: der Geiselbachkanal erfüllt noch heute eine wichtige Funktion als städtischer Abwasserkanal. „In seinem jetzigen Zustand entspricht er allerdings nicht mehr den Anforderungen an ein heutiges Kanalsystem“, berichtet Daniel Weiss. „Hinzu kommen auf einer Länge von rund 100 Metern Schäden an der Bausubstanz und Defizite bei der Statik.“

Daher fasste der Esslinger Gemeinderat bereits im Herbst 2022 einen Grundsatzbeschluss zur Sanierung des Geiselbachkanals unterhalb des Marktplatzes. Seither wurden beispielsweise an verschiedenen Stellen Bohrkerne entnommen, um den Bau eingehend zu untersuchen, oder in den letzten Monaten verschiedene Methoden zur Instandsetzung der unzähligen Fugen ausprobiert. Gemeinsam mit dem Landesamt für Denkmalpflege wurde auf diese Weise ermittelt, welches Sanierungsverfahren und welche Materialien sich für die historische Bausubstanz des Geiselbachkanals am besten eignen.

Sanierung startet 2025

Insgesamt rechnet die Stadt Esslingen aktuell mit Projektkosten von rund 1,85 Millionen Euro. In den nächsten Wochen sollen die notwendigen Sanierungsarbeiten  ausgeschrieben und vergeben werden. „So können wir im kommenden Jahr mit den Arbeiten am Geiselbachkanal starten und das Gewölbe sowie die Fugen der Sandsteine denkmalgerecht sanieren“, sagt Hans-Georg Sigel, Bürgermeister für Stadtentwicklung, Infrastruktur, Bauen und Umwelt.

Damit bildet die Sanierung des Geiselbachkanals auch die Grundlage für die geplante Neugestaltung des Marktplatzes. „Schließlich möchten wir unseren Bürgerinnen und Bürgern nicht nur eine intakte und zukunftsfähige Infrastruktur bieten, sondern unsere Stadt auch attraktiv gestalten. Deshalb werden wir bis zu den Feierlichkeiten zum 1250-jährigen Bestehen der Stadt im Jahr 2027 sowohl die Instandsetzung des Geiselbachkanals als auch die Neugestaltung des Marktplatzes mit hohem Tempo vorantreiben.“

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(Erstellt am 02. Oktober 2024)