„Die Bildung unserer Kinder ist unsere Zukunft“
Zehn Jahre ist es her, dass das Amt für Bildung, Erziehung und Betreuung entstanden ist. Amtsleiter Bernd Berroth erklärt die damaligen Beweggründe – und vor welchen Herausforderungen sein Amt mittlerweile steht.
Amtsleiter Bernd Berroth im Amt für Bildung, Erziehung und Betreuung.
Wie kam es zur Entstehung des Amts für Bildung, Erziehung und Betreuung?
Gemeinschaftsschule, Ganztagsgrundschul- und Inklusionsgesetz: Der Bildungsbereich hatte sich damals sehr stark weiterentwickelt. Durch den Ausbau der Schulsozialarbeit, der Grundschulbetreuung, der Ganztagsschulen und der Mensen war es wichtig, alles gut zu strukturieren, zu organisieren und das Personal zu qualifizieren. Dies hat dazu geführt, die ursprüngliche Trennung von Schul- und Sportamt sowie des Amts für Sozialwesen aufzuheben. Der Dreiklang Bildung, Erziehung und Betreuung sollte in diesem Amt abgebildet werden.
Was bedeutet das konkret?
Bei Bildung geht es uns darum, dass Kinder und Jugendliche sich die Welt aktiv und selbst aneignen. Bei Erziehung geben wir Orientierung, vermitteln Werte und Rituale, damit Bildungsprozesse überhaupt gelingen können. In der Betreuung bieten wir einen verlässlichen Rahmen für die Kinder und Familien, damit qualifizierte Bildung und Erziehung stattfinden können und Vereinbarkeit von Familie und Beruf ermöglicht wird.
Bei unserer Arbeit steht für uns das Wohl der Kinder und Jugendlichen im Mittelpunkt. Wir wollen ihnen Möglichkeiten eröffnen, ihr Leben selbstständig und eigenverantwortlich zu gestalten. Dafür bieten wir einen verlässlichen und qualifizierten Rahmen, um so Eltern und Kinder unterstützen.
Was sind die Aufgabenschwerpunkte Ihres Amtes?
Schule und Kita. Zu unseren klassischen Schulträgeraufgaben gehören die Errichtung, Unterhaltung und Verwaltung der Schule und wir stellen die Sachkosten zur Verfügung. Wir verstehen uns als aktiver Schulträger, der auch Impulse in die inneren Schulangelegenheiten gibt. Dazu stellen wir ergänzende, pädagogische Angebote zur Verfügung, um die Schulen bei ihren Erziehungs- und Bildungsauftrag zu unterstützen. Sprich Schulsozialarbeit oder Grundschulbetreuung. Die gibt es schon seit 33 Jahren in Esslingen und wurde kontinuierlich ausgebaut, weil die Bedarfe steigen. Wir haben inzwischen ein Angebot von 7 bis 17 Uhr an unseren Grundschulen. Wenn wir Ganztagsschulen ausbauen, müssen wir auch die Essensversorgung organisieren, Mensen bauen und das Personal dafür einstellen.
In der Kita geht es ebenfalls darum, gute pädagogische Arbeit zu machen und diese gleichzeitig quantitativ auszubauen. Es war und ist eine große Herausforderung, ausreichend Plätze zur Verfügung zu stellen. Hinzu kam der Ausbau des Ganztagsangebots über den klassischen Regelkindergarten hinaus. In Esslingen haben wir diese nun auf maximal 45 Stunden pro Woche begrenzt. Auch Anforderungen wie Sprachförderung und Inklusion müssen mitberücksichtigt werden.
Die Bereiche Kita und Schule profitieren sehr voneinander und können sich gegenseitig befruchten. Auch das ist der Sinn der Zusammenlegung der Ämter gewesen.
Was sind die Herausforderungen in den kommenden Jahren?
Die bundes- und landespolitischen Anforderungen wachsen permanent. Es werden Gesetze beschlossen, die dann in den Kommunen umgesetzt werden müssen.
Beispielsweise haben die Rechtsansprüche auf Betreuung zugenommen. Erst für die ab Dreijährigen, dann seit August 2013 für die Kinder ab dem 1. Lebensjahr. Und ab dem Schuljahr 2026/2027 kommt der Rechtsanspruch für die Ganztagsbetreuung an Grundschulen. Das sind Pflichtaufgaben, die einzulösen sind und uns auch Druck machen.
Zudem findet schon länger eine Verlagerung von immer mehr Erziehungsverantwortung aus den Familien in die Schulen und Kitas statt. Das geschieht schon allein dadurch, dass die Kinder viel länger außer Haus und in Einrichtungen sind. Ein gutes Miteinander mit den Eltern ist uns wichtig und wir wollen diese Erziehungs- und Bildungspartnerschaft mit den Eltern leben.
Außerdem beschäftigt uns das Thema Bildungsgerechtigkeit sehr. Wie können wir dafür sorgen, dass auch Kinder, die aus prekären Lebensverhältnissen kommen, Bildungschancen und Teilhabemöglichkeiten haben? Das ist eine große Zukunftsaufgabe angesichts der vielen Kinder – ob zugewandert oder hier geboren und aufgewachsen – die Sprachförderbedarfe oder andere Förderbedarfe haben. Die Bildung unserer Kinder ist unsere Zukunft. Wir als Wirtschaftsstandort und Exportnation sind davon abhängig, dass wir gut ausgebildete Fachkräfte haben.
Auch beim Thema Inklusion haben wir noch Ausbaubedarf. Wie können Kinder mit Beeinträchtigungen ihren Platz in unserer Gesellschaft finden?
Um all dies zu bewältigen, braucht es natürlich die notwendigen Fachkräfte. Wir haben schon viel unternommen zur Personalgewinnung und zur Qualifizierung von Nachwuchs. Auch die Personalbindung wollen wir verbessern und ausbauen. Es braucht gute Arbeitsbedingungen für unseren Mitarbeitenden in den Kitas und den Schulen, damit sie die Anforderungen bewältigen können. Auf der einen Seite müssen wir zusätzlich Plätze schaffen, indem wir Kitas bauen und Ganztagsschulen ausbauen, aber wir brauchen auch das Personal dazu, um sie zu bespielen.
Büro des Oberbürgermeisters