Was das Wetter fürs Esslinger Stadtgrün bedeutet
Die Esslinger Flora fühlt sich diesen Sommer so wohl wie lange nicht - und die Stadt braucht wesentlich weniger Gießwasser.
Zugegeben: das unbeständige Wetter und die heftigen Regengüsse können einem mächtig aufs Gemüt schlagen. Während sich die menschlichen Stadtbewohnerinnen und Stadtbewohner nach Sonnenschein, blauem Himmel und mediterranen Temperaturen sehnen, fühlt sich dagegen die Esslinger Flora in diesem Sommer so wohl wie lange nicht. „Die Pflanzen kommen wunderbar mit dem Wetter klar, nur den Menschen fehlt was“, sagt Matthias Scheider, kommissarischer Leiter des Esslinger Grünflächenamtes.
Der Baumbestand entwickelt sich toll, frisch gepflanzte Exemplare müssen nur selten gegossen werden. Die Rasenflächen in der Maille und auf der Burg – die vergangenen Sommer mühevoll vor dem Austrocknen bewahrt werden mussten – erstrahlen ohne menschliches Zutun in sattem Grün.
Weniger Gießwasser benötigt
Waren sonst fünf Gießtrupps in der Stadt unterwegs, sind es jetzt nur zwei bis drei: „Unsere Bäume in Kübeln oder die Balkonkästen an der Agnesbrücken müssen wir trotzdem gießen, aber natürlich nicht jeden Tag“, berichtet Matthias Scheider. Er schätzt, dass dieses Jahr bisher 60 Prozent weniger Gießwasser benötigt wurde als üblich. Da die Zisternen gut gefüllt sind, muss zudem kein Trinkwasser dafür verwendet werden. Auch die Bäche fließen munter und die vielen Esslinger Brunnen schütten außerordentlich viel Wasser aus.
Bemerkbar macht sich für die Mitarbeitenden des Grünflächenamtes auch, dass es die Menschen bei der Witterung eher seltener nach draußen zieht: „In unseren Anlagen liegt weniger Müll als sonst“, erzählt Matthias Scheider.
Allerdings bergen die viele Feuchtigkeit und das damit verbundene üppige Pflanzenwachstum auch ihr Herausforderungen: „Wir kommen mit dem Mähen kaum hinterher.“ Davon abgesehen seien die Arbeiten schwerer planbar. An manchen Stellen im Stadtgebiet, etwa am Waldspielplatz Jakobweg, ist der Untergrund oft so feucht und weich, dass die Mitarbeitenden dort nicht mit ihren Maschinen anrücken können. „Da kann es schon mal sein, dass wir zwei bis drei Wochen nicht mähen können.“ Diese Bodenverhältnisse werden noch problematischer, wenn Bauarbeiten anstehen: Gerade am Waldspielplatz Jakobstraße entsteht eine neue Seilbahn. „Da mussten wir leider Flurschäden durch Bagger und andere Maschinen in Kauf nehmen“, sagt Matthias Scheider.
Ein Problem kann die viele Feuchtigkeit auch beim städtischen Obst werden – zum Beispiel bei den Kirschen. Für die rund 40 Bäume auf der städtischen Anlage in Kimmichsweiler hatte das Jahr erst einmal optimal begonnen – zum Beispiel ohne Nachtfröste bei der Blüte und mit einem schönen Bienenflug. Das Ergebnis war ein guter Fruchtansatz.
Dann jedoch kam der große Regen, der im Mai fast doppelt so viel Niederschlag brachte wie gewöhnlich. Vor allem Kirschen reagieren sehr sensibel auf Regenfälle. Die allgegenwärtigen Pilze haben so leichtes Spiel und die Kirschen "gammeln" noch bevor sie reif sind. Gerade der sehr gute Ansatz ist dann ein entscheidender Nachteil: Die Kirschen hängen dicht an dicht, die Blattmasse ist super entwickelt. Und so trocknen die Früchte kaum mehr ab und faulen. Das Problem könnte es auch auf den Streuobstwiesen geben: „Allerdings wird sich erst in ein paar Wochen zeigen, wie es bei den Äpfeln aussieht“, sagt Matthias Scheider.
Pflicht zum Rückschnitt
Bei der Stadt Esslingen gehen derzeit viele Beschwerden ein, dass Wege und Straßen zuwuchern. Tatsächlich sorgt die aktuelle Wetterlage dafür, dass Wiesen, Hecken, Brombeerranken und anderes Grün enorm wachsen. Allerdings ist die Stadt nicht dafür zuständig, sich um Gewächse zu kümmern, die von privaten Grundstücken auf öffentliche Flächen ragen. Die Stadt weist darauf hin, dass vielmehr alle Eigentümerinnen und Eigentümer dazu verpflichtet sind, Gartengrundstücke und Streuobstwiesen zu mähen und sich um einen ausreichenden Rückschnitt kümmern müssen.
Büro des Oberbürgermeisters