Inklusionstag für Azubis

Wie ist es im Rollstuhl in der Stadt unterwegs zu sein? Wie fühlt es sich an, den Weg mit einem Blindenstock zu ertasten? 14 städtische Auszubildende und Bundesfreiwilligendienstleistende haben es bei einem Inklusionsworkshop ausprobiert und neue Erfahrungen gesammelt.

Azubis probieren beim Inklusionstag das Rollstuhl fahren aus

Die Azubis wurden vor der Rallye in die Rollstuhlnutzung eingewiesen.

„Wir möchten, dass die Auszubildenden schon am Beginn ihres Berufslebens in der Verwaltung einen Blick für die Notwendigkeit von Barrierefreiheit und Inklusion bekommen“, sagt Diana Rüdt von der Koordinierungsstelle Inklusion der Stadt Esslingen. Deshalb hat sie gemeinsam mit der Schwerbehindertenbeauftragten Andrea Hohl sowie der Jugend- und Auszubildendenvertretung (JAV) den Inklusionstag organisiert. „Es geht uns darum, dass die Azubis Hindernisse für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen im öffentlichen Raum selbst erleben können“, ergänzt Andrea Hohl. „So wollen wir Verständnis und Empathie für Menschen mit Einschränkungen fördern.“

Inklusion geht alle an

Zunächst erhielten die Azubis eine kurze Einführung zur Gesetzeslage bei Inklusion und Barrierefreiheit. Behörden wie die Stadtverwaltung sind dazu verpflichtet, Teilhabe für alle Menschen zu ermöglichen – ungeachtet ihrer etwaigen Einschränkungen. Natürlich spielt das Thema auch in Alltag und Freizeit eine wichtige Rolle. So wurde der Blick der Teilnehmenden dafür geschärft, wie herausfordernd beispielsweise zugestellte Gehsteige oder Stolperstellen bei Veranstaltungen für Personen mit körperlichen Einschränkungen sein können. Diese sind übrigens nur selten angeboren, sondern oft durch Unfall oder Krankheit entstanden. Das Thema kann also jeden betreffen.  

Perspektivenwechsel für die Azubis

Neben der Theorie ging es vor allem um die praktische Erfahrung in einer Inklusionsrallye. Aufgeteilt in zwei Gruppen sollten sich die Azubis entweder im Rollstuhl oder mit Simulationsbrille und Blindenstock auf eine vorgegebene Route begeben. An verschiedenen Stationen galt es Aufgaben zu erledigen, wie beispielsweise die Behindertentoilette mit dem Rollstuhl aufsuchen oder testen, wie barrierefrei der Zugang zum Behördenzentrum ist. Die zweite Gruppe hatte den Auftrag, Blindenleitsystemen zu folgen sowie auf die Bodenbeläge zu achten und wie unterschiedlich sich der Blindenstock darauf verhält. Auch sie wurden von anderen Azubis bei der Orientierung unterstützt. Alle Teilnehmenden hatten im Laufe des Tages die Gelegenheit, die Perspektive im Rollstuhl, als Mensch mit Sehbeeinträchtigung oder als Begleitperson zu erleben.

Azubis sind beim Inklusionstag mit Blindenstock und Simulationsbrille unterwegs.

Der Workshop hat bei den Azubis viel Respekt für Menschen mit Beeinträchtigungen ausgelöst. Sie haben selbst erlebt, wie beschwerlich und anstrengend es sein kann, sich im Rollstuhl oder blind zurechtzufinden. Die Wege erschienen ihnen um ein Vielfaches länger. Dadurch wurde ihnen bewusst, wie notwendig eine möglichst inklusive Umgebung ist. Alle waren sich einig, dass der Perspektivenwechsel für Begegnungen mit körperlich eingeschränkten Menschen und auch ihren eigenen weiteren Weg wertvoll ist. Nicht zuletzt helfen die Erfahrungen der Azubis der Stadtverwaltung dabei, die Barrierefreiheit weiter zu verbessern. Wegen des positiven Feedbacks könnte aus dem Inklusionstag künftig eine regelmäßige Veranstaltung mit wechselnden Themen werden.

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